„Obwohl dies nun bereits der 64. Gedenktag der Befreiung des KZ Mauthausen ist und ich bereits an sehr vielen dieser Gedenktage teilgenommen habe, befällt mich immer noch dieses intensive Gefühl von Kälte, Angst und Abweisung, wenn ich dieses Monument des Grauens vor mir am Berg sehe. Bereits beim Aussteigen aus dem Auto und dem Aufgang zum Lagertor kann, ja muss ich immer wieder nachempfinden, wie es den vielen Tausenden entmenschlichten Häftlingen gegangen sein muss, die den gleichen – und für die Mehrzahl war es auch einer der letzten – Weg gegangen sind“, meint SoHo Landessekretärin Barbara Gerhold.
Wir trafen uns mit den Antifaschisten der diversen HOSI-Bundesländerorganisationen und mit den Grünen Andersrum am Gedenkstein für Homosexuelle, die einst im KZ Mauthausen ermordet wurden. Ebenfalls anwesend war SoHo-Bundesvorsitzender Peter Traschkowitsch. An diesem Gedenkstein für ermordete Lesben und Schwule, gestiftet und gewartet von der HOSI, wurde ein Kranz niedergelegt. Einkehr haltend, um der Ermordeten zu gedenken, wurde die innere Überzeugung gestärkt, dass ein solches Mörderregime in alle Zukunft verhindert werden muss und sicher nie mehr entstehen darf. Die seit der frühen Jugendzeit verinnerlichte, antifaschistische Gesinnung zwingt dazu… wehret den Anfängen!
Hans Peter Weingand hielt eine bewegende Ansprache. Er erzählt von den Denunziationen damaliger Mitbürger, dass bereits ein Verdacht reichte, um viele in diese Menschenvernichtungsmaschinerie einzubringen. Und er erzählt auch von den Umständen draussen, außerhalb des KZ, wo viele Homosexuelle sich gar nicht trauten, den befohlenen rosa Winkel zu tragen, weil sie Angst haben mussten, von den anderen Mitbürgern attackiert und vielleicht sogar getötet zu werden. Die Täter wären wohl auch nie belangt worden, so weit hatte dieses Mörderregime das „Gesunde Volksempfinden“ bereits manipuliert.
Berührend auch die kurze, anschließende Rede des ehemaligen, befreiten Lagerhäftlings Alfred Guggenheim von der HOSI Wien. Der an Lebenserfahrung reiche Mann sprach den Kaddish, eines der wichtigsten Gebete im Judentum. Und man musste sich sehr anstrengen, um der gealterten, leisen Stimme folgen zu können; in ihr schwingen noch heute die erfahrene Schmach, die erlittene Entmenschlichung und die Erinnerung an die Todesangst mit.
Der darauf folgende Aufmarsch wurde angeführt von Bundespräsident Fischer, NR Präsidentin Prammer, BM Hundstorfer, BM Fekter, BM Stöger, LH Pühringer und vielen anderen politischen Vetretern von Bund, Land und Städten. Es folgten die Abordnungen der Befreierstaaten, der Opferverbände aus allen Teilen der Welt, der politischen Organisationen und der NGOs. Die HOSI trat gemeinsam mit der SoHo am Ende des Zuges auf und legte einen weiteren Kranz nieder.
Was bleibt von einem solchen Gedenktag? Wir hoffen, es bleibt eine starke antifaschistische Überzeugung und dass die Teilnehmer in ihrer Ablehnung und im Kampf gegen die Gefahren von Rechts nachher besser gewappnet verbleiben. „Wir alle können nicht wollen, dass ein solch menschenverachtendes Szenario wieder über uns Macht bekommen darf“, ist die abschließende Meinung der teilnehmenden Mitglieder aus der gesamten österreichischen Szene.