Die SoHo Oberösterreich richtet folgenden Offenen Brief an Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer (ÖVP) bezüglich seiner skandalösen Äußerungen zur Gleichstellung Homosexueller in der ORF-Pressestunde am 22. April 2007. Für die ÖVP sei die Familie das Ideal, andere Formen des Zusammenlebens seien zu respektieren und akzeptieren. Eine Gleichstellung komme für die ÖVP jedoch nicht in Frage, „wir sind keine Partei der Beliebigkeit.“
An
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, ÖVP
Offener Brief
Linz, am 23. April 2007
Sehr geehrter Landeshauptmann Pühringer!
Mit Entsetzen mussten wir Ihre Aussagen in der gestrigen ORF-Pressestunde wahrnehmen. Sie bekräftigen, dass für die ÖVP die Familie das Ideal sei. Andere Formen des Zusammenlebens seien zu respektieren und akzeptieren. Gleichzeitig aber komme eine Gleichstellung nicht in Frage, die ÖVP sei „keine Partei der Beliebigkeit“.
Ihre ablehnende Haltung steht damit klar im Widerspruch zu Artikel 9 Absatz 4 der oberösterreichischen Landesverfassung sowie ihrem Pakt mit den Grünen, wonach die Koalition „die Nicht-Diskriminierung verschiedener und damit auch gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anstrebt“. Darüber hinaus widerspricht es dem Bild der Europapartei, das sich die ÖVP vor allem in Wahlkämpfen immer wieder selbst gibt. Eingetragene Partnerschaften sind auf europäischer Ebene längst ein Mindeststandard.
Homosexualität und Rechte für Homosexuelle sind keine „Beliebigkeit“. Homosexualität ist eine sexuelle Orientierung, bei der Liebe, Romantik und sexuelles Begehren für Personen des gleichen Geschlechts empfunden werden. Rechte für Homosexuelle sind Menschenrechte und betreffen alleine in Oberösterreich rund 105.000 Menschen.
Wir möchten die Aussagen von SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl bekräftigen, „der Weg der ÖVP ins 21. Jahrhundert ist noch ein weiter.“ Sollte es Ihnen persönlich nicht möglich sein, diesen Weg zu gehen, legen wir Ihnen nahe, Platz zu machen für Personen, die es können und wollen!
Für den Vorstand der SoHo Oberösterreich,
Gerhard Friedinger, Landesvorsitzender
Michael Leiblfinger, Landessekretär